Grenzen der Osteopathie
Osteopathen behandeln mit den Händen und versuchen Funktionsstörungen im Körper zu erkennen und zu therapieren. Der Grundgedanke ist, dass Bewegungsapparat, Schädel und Rückenmark und auch die inneren Organe als Systeme zusammenhängen und durch feine Gewebenetze verbunden sind. Es sollen mit sanften Griffen Blockaden gelöst und die Selbstheilungskräfte des Körpers wieder aktiviert werden. Die Therapeuten wollen aber nicht die Symptome eines körperlichen Leidens beheben, sondern suchen nach dem Ursprung der Belastung. Der Therapeut nutzt vor allem die Hände und Augen hierfür, der ganze Körper wird sozusagen ertastet und erfühlt. Laut den Therapeuten werden kaum technische Hilfsmittel verwendet, es wird zwar ein Blick auf ein MRT-Bild geworfen, allerdings reicht für eine Beurteilung so ein Ausschnitt nicht aus, da der komplette Körper ganzheitlich betrachtet wird.
Der Experte illustriert den Ansatz an einem klassischen Beispiel, wenn der Patient Beschwerden an der Bandscheibe hat. Der Osteopath sagt, dass diese ohne eine Behandlung über den Dickdarm nie komplett verschwinden werden, da Bandscheibe und Darm durch die Gewebenetze verbunden sind. Der Experte ist sich sicher, dass dies Zusammenhänge sind, auf die man bei der Behandlung achten müsste.
Sanfte Griffe gegen Rückenschmerzen und Verspannungen
Kritiker bemängeln, dass bei Osteopathie als Therapieform Qualitätskontrolle und wissenschaftliche Fundierung fehlen, was der Präsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie betont. Man geht allgemein davon aus, dass alle Erkrankungen manuell behandelbar sind, allerdings gibt es für die Wirksamkeit kaum wissenschaftiche Belege. Durch die Bundesärztekammer liess man 2009 wissenschaftlich bewerten und kam zu dem Entschluss, dass zuverlässige Aussagen zur Wirksamkeit und Effektivität osteopathischer Behandlungen nur bei wenigen Erkrankungsbildern vorliegen würden, bei chronischen Schmerzsyndromen der Wirbelsäule im Wesentlichen. Obwohl es kaum wissenschaftliche Beweise gibt, ist die Osteopathie auf dem Vormarsch, schließlich werden jährlich mehr als fünf Millionen Menschen osteopathisch behandelt und die Kosten liegen zwischen 60 und 100 Euro. Die Kosten werden durch viele Krankenkassen als freiwillige Zusatzleistung erstattet, meistens sind die Maximalbeträge pro Sitzung oder Jahre in den Satzungen festgelegt, das heißt für Versicherte, dass man bei der eigenen Krankenkasse nachfragen muss, ob Osteopathie angeboten wird oder geplant ist und vor allem welche Konditionen mit diesem Angebot verbunden sind und mit welchen Therapeuten die Kasse zusammenarbeitet.
Was steckt hinter der Theorie?
Osteopathen widmen sich nicht nur Rückenleiden, sondern behandeln Babys mit Schreikoliken genauso wie Senioren mit Hüftproblemen, versuchen bei Sodbrennen, Migräne oder Menstruationsbeschwerden für Linderung zu sorgen, es gibt auch etliche Leistungssportler die sich auf diese alternative Heilkunde verlassen. Osteopathie findet in allen medizinischen Sektoren Anwendung, wo funktionelle Störungen die Ursache für Beschwerden sind und diese kann auch begleitend zu anderen medizinischen Behandlungen eingesetzt werden.
Der Beruf des Osteopathen ist staatlich nicht anerkannt, erst vor wenigen Monaten haben sich diverse Interessenverbände auf ein konkretes Berufsbild geeinigt, allerdings gibt es keine gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien für eine Ausbildung. Patienten sollen sich vorab erkundigen, wie qualifiziert der Therapeut ist. Dieser sollte laut Experte mindestens 1350 Ausbildungssstunden absolviert haben und eine diagnostische sowie medizinische Prüfung abgeschlossen haben. Ärzte können sich nach der Ausbildung in Chirotherapie und manueller Medizin weiterbilden lassen, diese dürfen dann auch osteopathische Behandlungen durchführen, da dieses Feld zur manuellen Medizin gehört.
Der Experte sagt, das dies kein Gegensatz ist und die Ärzte am besten die adäquate Behandlung bestimmen können. Allerdings legt der Experte auch Wert darauf, dass man manuelle Therapeuten oder Chiropraktiker nicht gleichsetzt, die an die Behandlung der Symptome herangehen, indem sie etwa einrenken, während dessen Therapeuten dies nicht machen, sondern Beschwerden ertasten. Verantwortungsvolle Osteopathen kennen ihre Grenzen, der Experte betont auch, dass schwere Verletzungen, Brüche oder auch seelische Erkrankungen keine Fälle für Osteopathen sind, da so etwas von Ärzten beurteilt werden müsste.